Henning Pauly - Eine Erfolgsstory

By Amir Djawadi

Henning Pauly, der eine oder andere Leser mag den Namen bereits einmal gehört oder gelesen haben. Es handelt sich um einen jungen Multiinstrumentalisten, der – geboren in Deutschland – ein Musikstudium am legendären Bostoner Berklee College of Music absolviert und mit hervorragendem Abschluss beendet hat.

Trotz seines noch „jugendlichen Alters“ hat er es schon auf eine beachtliche Anzahl von Releases und Kooperationen mit angesehenen Musikern und Sängern gebracht. Sein brandaktuelles Werk hört auf den Namen „Babysteps“ und hat das Licht der Welt 2006 erblickt. Auf dieser CD hat Henning Pauly (abgesehen von Unterstützung durch Jim Gilmour bei Keyboardsolos und Ian Crichton bei einem Gitarrensolo) die kompletten Instrumente höchstselbst eingespielt.

Beeindruckend wie er die unterschiedlichsten Instrumente beherrscht. Pointiertes Drumming, solide Bassarbeit, filigrane Gitarrenparts und z.T. geradezu anmutige Keyboardperformances. Dafür hat Pauly sich (abgesehen von den Backing Vocals beim Song „The door“, die er selber übernommen hat) bei den Gesangspassagen professionelle Unterstützung geholt.

Dabei kamen bei den insgesamt 15 Tracks auf diesem Album z.B. Jody Ashworth (TRANS SIBERIAN ORCHESTRA) und Matt Cash zum Einsatz, daneben haben die weltbekannten James LaBrie (u.a. DREAM THEATER) und Michael Sadler (SAGA) ihre Stimmbänder aktiv eingebracht.

Thematisch handelt es sich um eine Story im Krankenhausmilieu und die angesprochenen Sänger bedienen die Rollen von Patienten und Ärzten. Stilistisch war mein erster Eindruck, der sich auch im Verlauf wiederholt bestätigte, dass es sich bei diesem Album um ein sehr SAVATAGE-orientiertes Gesamtwerk handelt. Dies ist – bei all meiner Verehrung für diese geniale Band – als Kompliment anzusehen und spricht für Henning Paulys überzeugende Fähigkeiten im instrumentellen Bereich, wie auch in der Auswahl der beteiligten Sänger.

Große Klasse!!

Aber wie gesagt, dies ist nur der letzte Streich (bisher!!) des Deutschen. Im weiteren Verlauf möchte ich auf weitere seiner Veröffentlichungen eingehen. Fangen wir an mit einem weiteren Werk, bei dem ebenfalls DREAM THEATER-Frontmann James LaBrie mit seiner Gesangsarbeit involviert war. Das „Projekt“ nennt sich FRAMESHIFT und hat laut eigener Aussage folgende Intention gehabt:

1. James LaBrie einmal zu zeigen, wie ihn noch niemand zuvor „gesehen“ hat,

2. Progressive Rock, Filmkomposition und modernste Produktionstechniken zu verbinden und

3. die Arbeit von Richard Dawkins (einem Neo-Darwinisten) als Konzept heranzuziehen, welches die übergreifende Thematik für das Album stellt.

Heraus gekommen ist eine CD mit 15 Tracks, die in der Tat das vielschichtige Gesangstalent des kanadischen Sängers dokumentiert. In keyboarddominierten Balladen wie „La mer“ präsentiert sich der charismatische Sänger raumgreifend und intensiv. Dann wieder gibt´s feinsten Prog Rock (für LaBrie sicherlich nicht ungewöhnlich – Hahaha) und er legt flott einen Gang zu und meistert auch diese Klippen.

Außer den Drums, die von Eddie Marvin eingetrommelt wurden, bedient Henning Pauly mal wieder alle Instrumente persönlich. Toller Typ.

Bereits zwei Jahre später hielt es Henning Pauly für an der Zeit, ein weiteres FRAMESHIFT-Album vorzulegen. Die Drumparts legte er in die bewährten Hände von Mr. Marvin. Die restlichen Instrumente – wie könnte es anders sein – übernahm das Mastermind wieder selbst. Bleibt noch der Job am Mikro. In diesem Bereich ist Henning Pauly ja für seine exzellente Auswahl bekannt. Diesmal fiel seine Entscheidung auf Sebastian Bach.

Dieser Mann kommt ja bekanntermaßen aus der eher rockigen Szene und diesen Einfluss hat er sogleich auch bei diesem mit „An absence of empathy“ betitelten Album eingebracht. So gelingt es Henning Pauly auf seinem verschiedenen Alben – nicht zuletzt auch ein stückweit durch die Wahl der Sänger – aber natürlich auch durch seine Kompositionen und Instrumentalarrangements, die diversen Facetten und Einflüsse seines Musiker- und Songwriterlebens auszuleben.

Ein Dutzend Tracks haben den Weg auf den 2005er Silberling gefunden. Die charakteristische Stimme von Mr. Bach gibt dem ganzen ebenso eine persönliche Note und einen gehörigen Touch von dreckigem Rock, wie Henning Pauly seine instrumentellen Fähigkeiten einmal mehr einbringt.

Abschließend möchte ich auf ein letztes Release von Mr. Pauly eingehen. Dabei wiederum handelt es sich um die CD „Credit where credit is due“. Anscheinend war Henning Pauly 2005 nicht genug ausgelastet, denn dieses Album stammt ebenfalls aus diesem Jahr.

Aber wenn man die Diskographie betrachtet, dann bringt der gute Mann ja eigentlich jedes Jahr 2 Veröffentlichungen heraus. Bin ja mal gespannt, ob ihm das 2006 auch noch gelingt. So viel ist ja vom Jahr nicht mehr übrig. Mit dem jetzt besprochenen Werk jedenfalls hat der Vollblutmusiker gezeigt, dass enge Zeitpläne und Deadlines für ihn keine unüberwindbare Hürde darstellen. Er hatte nämlich aufgrund der Verpflichtungen von Juan Roos (er sollte den Sänger für die CD abgeben) nur ein Zeitfenster von 2 Wochen für´s komponieren und aufnehmen.

Es hat geklappt und wie bei vielen Menschen, die ich kenne, hat es unter dem „kreativen Zeitdruck“ hingehauen. Ein dynamisches, organisches Werk ist entsprungen. 12 Songs hat der deutsche Musiker und Komponist auf diesem Scheibchen verewigt. Diesmal hat er dem insgesamt progig-rockigen Material eine gehörige Portion Elektronik beigemengt und damit einmal mehr seine schier unerschöpfliche Vielseitigkeit dargelegt.

Ansonsten gibt´s die „klassischen Instrumente“ der Rockmusik und dazu eine warme Stimme, die die Kompositionen abrundet. Ich hoffe, ich konnte mit dieser Zusammenstellung den jungen und sicherlich noch deutlich weiter aufstrebenden Henning Pauly etwas mehr in den Mittelpunkt des Interesses rücken und es gibt außer den genannten Werken noch weitere Alben aus seiner Feder bzw. mit seiner Beteiligung.