Henning Pauly von Frameshift

Interview by The Jack

Nachdem ich in meinem Review zu Frameshift’s zweitem Streich AN ABSENCE OF EMPATHY schon reichlich gesagt habe, lassen wir nun den Bandchef Henning Pauly auch mal zu Wort kommen.

Squealer.net: Hi Henning, bei AN ABSENCE OF EMPATHY handelt es sich um das zweite Werk deines Projektes Frameshift. Wie kommt es, dass du bis auf das Schlagzeug und den Gesang (fast) alles selbst in die Hand genommen hast? Kannst du so besser an Ideen arbeiten oder hast du einfach keine Lust jedes Instrument mit einem Musiker zu besetzen?


Henning Pauly: Ich bin ein ziemlicher Control-Freak. Ich habe diese Ideen im Kopf und die beste Art und Weise sie raus zu kriegen ist die Instrumente selbst zu spielen. Ich bin kein Mörder Gitarrist oder Basser, aber ich bin gut genug um den Kram zu spielen, den ich spielen muss. Die andere Problematik mit mehreren Musikern ist, dass man immer warten muss bis die Ihren Part einspielen können und das addiert tonnenweise Zeit zur Produktion eines Albums. Wenn ich an einem Song arbeite kann ich den in ein oder zwei Tagen fertig machen, außer dem Gesang. Wenn ich immer auf die anderen warten müsste, dann würde meine Musik nie fertig werden.

Squealer.net: Aufgrund des großen Einsatzes an unterschiedlichsten Instrumenten und den daraus resultierenden Spielarten entsteht auf AN ABSENCE OF EMPATHY etwas, was es in dieser Form kein zweites mal gibt: ein ganz eigenes Genre! Wie würdest du das musikalische Bild der Scheibe beschreiben?

Henning Pauly: Laut.
Ich weiß nicht ob es so was nochmal gibt. Im Endeffekt bin ich von einer Liste von anderen Bands und Interpreten beeinflusst und diese Einflüsse kommen einfach auf meinen Platten zusammen. Da hört man ein bisschen Dream Theater, Skid Row, Megadeth, Bon Jovi, Phil Collins, Celine Dion, John Williams, Hanson, Spock's Beard...und viele andere. Wenn man das mit modernen Produktionsmethoden kombiniert dann hat man den Stil von Frameshift.

Squealer.net: Für den Sängerposten des Albums konntest du keinen Geringeren als Ex-Skid Row Frontmann Sebastian Bach gewinnen. Bereits das erste Frameshift Album UNWEAVING THE RAINBOW wurde von einem Meistersänger (James LaBrie von Dream Theater) veredelt. Wie kam diese Zusammenarbeit mit Sebastian Bach zustande?

Henning Pauly: James und ich diskutierten wer diese Scheibe singen sollte. Am Anfang war die Idee das Geoff Tate der Sänger sein sollte, aber die Musik wurde aggressiver und aggressiver und es wurde klar, wir brauchten jemand anderen. Geoff hat eine sehr klare Stimme, genau wie James. James fragte mich, wen ich für die Platte wollte, wenn ich von allen Sängern dieser Welt wählen könnte, egal ob es realistisch ist oder nicht und ich sagte: "Sebastian Bach". James sagte: "Dann ruf ich Ihn mal an." Ich hatte keine Ahnung, dass die beiden Kumpels sind.

Squealer.net: Seine Rolle hat er auch ziemlich ernst genommen (mal abgesehen von den spaßigen Videos auf der Promo-DVD, ha ha). Er singt in Lagen, in denen man ihn nie zuvor singen gehört hat. Und das Ganze tut er dann noch in einer Art und Weise, die einen als anerkennendes Zeichen auf die Knie gehen lässt. Woher bekam er diese große Motivation für AN ABSENCE OF EMPATHY? Befand sich das Songmaterial genau auf seiner Wellenlänge?

Henning Pauly: Die Songs wurden speziell für seine Stimme und seinen Stil geschrieben, so dass er einfach gut reinpasste und einfach er selbst sein musste. Sebastian ist von der Musik auch sehr begeistert. Am Anfang tat er sich etwas schwer mit diesem modernen Material, aber er gewöhnte sich dran.
Die CD war dafür gedacht Sebastian Bach wieder in den Mittelpunkt zu stellen und die Musik, die ich geschrieben habe, sollte Ihm helfen wieder der Sänger zu sein, der er mal war.

Squealer.net: Hast du auch mal versucht selbst ein(en) Song/Album einzusingen?

Henning Pauly: Das würde nix werden. Ich kann die Noten grob treffen und somit mit meinen Sängern kommunizieren und vorsingen was ich will, aber ich habe einfach keine gute Stimme. Ich singe 40 Spuren im A Capella Teil von „Blade“ und wenn ich mich so viel überlappe dann geht's, aber lead vocals...nee nee...

Squealer.net: Eine Frage zur lyrischen Handlung des Konzeptwerkes: Die Idee ein Album über das Thema Gewalt zu schreiben hat dein Labelchef Shawn Gordon mit seiner früheren Band Zicardian bereits verfolgt. Worin liegt der Unterschied zur Frameshift Ausarbeitung des Themas?

Henning Pauly: Shawn hatte thematische Ideen für 3 oder 4 Songs. Wir haben den Rest zusammen ausgearbeitet und ich habe die Musik von damals nie gehört. Ich fing also bei Null an. Wir wussten das es 12 Lieder werden sollten und was die Thematik hinter diesen Liedern war, somit war also die Richtung der Musik durch das Thema vorgegeben.

Squealer.net: Das Album beginnt damit, dass sich jemand (die Hauptperson) durch die Radiosender zappt und für kurze Zeit an The Eagles‘ „Hotel California“ hängenbleibt. Warum dieser Klassiker der Rockgeschichte?

Henning Pauly: Das komplette Radio Ding ist ein Sample, was ich hatte und „Hotel California“ war halt da drin...das hat nix besonderes zu sagen...das Intro soll einfach nur die Medien darstellen, die dann durch das Herzklopfen in den Hintergrund geschoben werden.

Squealer.net: Ist für irgendwann eine Bühnenvorführung des AN ABSENCE OF EMPATHY Materials geplant? Dann bräuchtest du ja weitere Musiker und bei Sebastian Bachs Terminkalender dürfte es da auch Schwierigkeiten geben, oder?

Henning Pauly: Genau...wir bräuchten andere Musiker und die Zeit das zu proben und auf die Beine zu stellen habe ich einfach nicht...es würde auch zu viel kosten. Es wäre schon geil so'n Song wie "Just One More" mal so richtig laut von der Bühne zu brettern, aber erst mal nicht.

Squealer.net: Neben Frameshift beschäftigst du dich auch intensiv mit Chain und warst auch schon an anderen Alben beteiligt. Wie bekommst du das alles unter einen Hut?

Henning Pauly: Ich arbeite einfach. Ich habe in den letzten drei Jahren jeweils 3 Alben pro Jahr rausgebracht und auf allen auch die meisten Instrumente gespielt, produziert und geschrieben...und dieses Jahr sieht das nicht anders aus...ich mach einfach meinen Job und hoffe das es Leuten gefällt...dadurch das ich fast alle Instrumente spiele, kann ich auch sehr schnell arbeiten da ich auf niemanden warten muss.

Squealer.net: Besitzt du ein musikalisches Ziel, das du in deiner Karriere als Rockmusiker unbedingt noch erreichen willst? Wenn ja, was ist es? Und sag‘ mir jetzt nicht, du willst so was wie BACK IN BLACK schreiben, das erzählte mir nämlich Sebastian Bachs Gitarrist Ralph Santolla im Interview vor etwa einem Jahr. ;-)

Henning Pauly: Ich würde gerne ein riesiges Orchesterwerk schreiben und dann von einem richtig guten Orchester gespielt bekommen....UND...wenn ich irgendwann mal eine Scheibe auf dem Level der zweiten Hanson Platte machen könnte, dann könnte ich ohne Probleme ins Gras beißen, weil ich es geschafft habe...

Squealer.net: Abschließende Frage: Was muss sich in der Musikindustrie ändern, damit man wieder einen Aufwärtstrend verzeichnen könnte?

Henning Pauly: In Deutschland ist die Musikwelt und das Hör- und Kaufverhalten ganz anders als hier (LA), aber soweit ich das in Deutschland sehen kann, müssten die Konsumenten einfach mal sagen...wir wollen diese Scheiße nicht mehr. Solange der Kram gekauft wird, wird der Mist auch produziert und solange er produziert wird, wird er auch gekauft und das ist der Teufelskreis, den wir in Deutschland haben.
Außerdem...das illegale downloaden von Musik muss aufhören und die Strafen für die Leute die's machen, müssen strenger werden...das ist unser Job und wir machen damit unser Geld, diese Leute stehlen von uns...es ist einfach nicht richtig...

Squealer.net: Danke Henning, für das Beantworten meiner Fragen. Stay heavy!

Henning Pauly: Danke für’s Fragen stellen...war mir ein Vergnügen !!!